Der jüdische Friedhof

Der Herrlichkeitsbesitzer Hero Joachim von Closter (1661–1727) wies höchstwahrscheinlich der jüdischen Gemeinde von Dornum nach der Weihnachtsflut von 1717 die etwas außerhalb des Ortes liegende Lübbe-Lübben-Warft als Begräbnisplatz zu. Der Platz wurde zunächst von den jüdischen Bewohnern gepachtet, was nach der jüdischen Vorschrift nicht erlaubt ist, da jüdische Friedhöfe und Gräber für die Ewigkeit angelegt sind.

Das noch vorhandene älteste Grab auf dem jüdischen Friedhof ist das des 1721 verstorbenen Aaron Levi, dessen Witwe den jüdischen Friedhof 1723 durch Erbkaufvertrag für die jüdische Gemeinde erwerben konnte.

Auf dem Friedhof fanden etwa 200 Bestattungen statt. Heute sind noch 36 Grabsteine mit 43 Namen vorhanden. Um 160 Grabsteine wurden während des Nationalsozialismus zerbrochen und fortgeschafft.

Vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten war es im Dorf üblich, dass auch christliche Bewohner und Nachbarn den jüdischen Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen. Nach 1933 nahmen immer weniger Dorfbewohner an den Beerdigungen teil. Den Dornumer Bürgern Fischer und Ihmels wurde Strafe angedroht, wenn sie weiterhin jüdischen Familien beim Ausheben der Gräber behilflich sein würden.

Am 9. November 1938 wurde der Schlachtermeister Adolf Abrahams als letzter Dornumer auf dem Friedhof bestattet. Wilhelm Rose, der letzte Synagogenvorsteher, und Siegfried von Cleef begruben ihren Verwandten in aller Stille.

Nach 1933 wurde es für die Dornumer Juden immer schwieriger, einen "Minjan" (zehn erwachsene Männer über 13 Jahre nach der Bar Mitzwa) zu stellen.

1943 verkauften die Nationalsozialisten den jüdischen Friedhof an einen Nachbarn, der den Auftrag erhielt, nach Entfernung der Grabsteine den Friedhof zu pflügen, mit Ausnahme einiger neu angelegter Gräber. Die Kriegswirren verhinderten eine völlige Zerstörung des Friedhofs. Einige zerstörte Gräber sind noch an ihren Fundamenten zu erkennen. Nach Beendigung des Krieges wurden auf Anordnung der Militärbehörde (Kanadier) die verbliebenen Steine auf das Gräberfeld zurückgebracht und wieder aufgebaut. Allerdings ist nicht sicher, ob die Steine den richtigen Gräbern zugeordnet wurden.

 

(mit freundlicher Genehmigung der Homepage des Vereins "Synagoge Dornum" entnommen: https://synagoge-dornum.de/jued-friedhof)